Img 0978

Warum denn in die Ferne schweifen…

Im Oktober gingen die Mitglieder der Senioren Union Bautzen mit ihren Freunden und Gästen traditionell auf „Fahrt in den Goldenen Herbst“. Wie immer Höhepunkt im alljährlichen Veranstaltungsplan, der stets auf reges Interesse stößt. Nicht anders 2024.

Im Vorstand hatte man sich zuvor auf das Reiseziel „Oybin“ geeinigt, während sich die Mitglieder und Freunde der Senioren Union Bautzen überraschen ließen.

Zunächst brachte das Busunternehmen „Lassak“ die 39 unternehmungslustigen Frauen und Männer, die sich auf die Fahrt ins Blaue eingelassen hatten, sicher und zuverlässig an den Fuß des markanten Sandsteinmassivs im Zittauer Gebirge. Weniger um die Reiseteilnehmer zu verwirren als vielmehr aus der Notwendigkeit heraus, sie „wohnortnah einzusammeln“ verlief die Route von Bautzen über Bischofswerda nach Neukirchen/Lausitz, Wilthen, Oppach, Neusalza-Spremberg, Leutersdorf, Großschönau nach Oybin. Einem Ort, mit dem zahlreiche Reiseteilnehmer noch etwas anzufangen wussten.

Hier wurde in den „Qybiner Gebirgsexpress“ umgestiegen. Mit ihm überwanden wir dann ganz easy die 233 Meter Höhenunterschied zur „Töpferbaude“ mit ihrem (mehr als) leckeren Imbiss- und Kuchenangebot sowie dem spektakulären Panoramablick auf das Dreiländereck und die merkwürdigen Felsgebilde, wie zum Beispiel, die „Brütende Henne“ und das „Küken“ und nicht zuletzt das „Felsentor“, welches zwei Kelchen oder Urnen gleicht und wahrscheinlich dem 582 Meter hohen Berg seinen Namen gab. Nach der Stärkung in der Bergbaude gingen zahlreiche Reiseteilnehmer auf Erkundungstour rund um die Bergbaude. Sie genossen bei bestem Goldenen-Herbst-Wetter die die Wahnsinns-Aussicht auf das Oberlausitzer Bergland, das Riesen- und Isergebirge sowie die Stadt Zittau. Dabei oft im Blick, das am 17. September 2003 als Bergkreuz errichtete Europakreuz.

Nach 90 Minuten unvergesslichen Gipfelaufenthalt, der für viele Mitglieder der Reisegruppe der erste Besuch auf dem „Töpfer“, dem Zittauer Hausberg war, ging es zurück ins Tal und wieder ein Stück bergauf zu einem weiteren Oybiner Highlight, der einzigartigen Oybiner Bergkirche. Näher gebracht wurde sie uns von keinem Geringeren als dem Pfarrer i. R. und Staatsminister a. D. Heinz Eggert. Er begrüßte uns mit Handschlag und freute sich ebenso uns zu sehen, wie wir ihn. Viele von uns kamen sich dabei wie bei einer Audienz beim Pabst vor. Wann trifft man schon mal in solch einem geschichtsträchtigen Ambiente auf solch eine gleichermaßen prominente, wie bürgernahe Persönlichkeit?

Obwohl schon lange nicht mehr im Amt berichtete er uns von einem Paradoxum der Oybiner Kirche. So gab es 1384 eine ganz große Klosterkirche aber keine Gemeinde. Der Ort Oybin war damals noch nicht besiedelt. 200 Jahre später als der Ort dann besiedelt war, gab es keine Kirche mehr. Sie war 1577 durch einen Blitzschlag niedergebrannt. Von nun an war die Lückendorfer Kirche für Oybin zuständig. Sommers wie Winters, bei jedem Wetter. 1705 stellten die Oybiner den Antrag für den Bau eines Bethauses in ihrer Gemeinde. Der Zittauer Rat unterstützte das Vorhaben und leitete den Antrag zur endgültigen Genehmigung nach Dresden weiter. Als von dort nach vier (!) Jahren die Erlaubnis zum Bau eintraf, wurde noch am selben Tag mit dem Bau begonnen. Die Oybiner hatten bereits das Stück Felsen, wo heute die Kirche steht für 21/2 Taler erworben. 1730 bis 1734 wurde das Bethaus dann zu einer „richtigen“ Kirche umgebaut, wie wir sie noch heute erleben. Soweit der Exkurs in die Geschichte der Oybiner Bergkirche in aller Kürze. Heinz Eggert schmückte die Zeitreise mit manch lustiger oder nachdenklicher Episode aus, machte uns auf so manches Detail aufmerksam. So fällt sicher nur den wenigsten Besuchern auf, dass Jesus zum Abendmahl an eigenem „Runden Tisch“ eingeladen hat, dass außer dem Taufstein und beim Altarbau kein Stein im inneren verbaut wurde, sondern ausschließlich Holz, welches bemalt oder marmoriert wurde, dass die Bildtafeln auf der unteren Empore das „Vater unser“ symbolisieren, während darüber, auf der oberen Empore die „Bergpredigt“ illustriert wurde und, und, und dank Heinz Eggers einprägsamen und lockeren Vortrages entdeckten wir so manche Feinheit, wie zum Beispiel auch das „Auge Gottes“.

Es ist schon etwas Wahres dran, wenn Heinz Eggert vom Geheimnis der Bergkirche spricht und verspricht, dass man ein wenig weiser aus ihr heraus kommt, als man hinein gegangen ist, weil die Bergkirche selbst predigt, besser predigt als es manche Pfarrer jemals können, aber nicht besser als Heinz Eggert.

Fazit: Chronisten sollten sich vor Superlativen hüten, also werde ich nicht schreiben, dass es die bisher goldigste Fahrt in den Goldenen Herbst der Senioren Union Bautzen war, aber sie kommt ihr ganz nahe. Wetter konnte nicht besser sein, Landschaft und Architektur einzigartig, Heinz Eggert ein sympathischer Pfundskerl, nette und aufgeschlossene Teilnehmer…

Bleibt noch der Hinweis auf unsere nächste Aktivität. Sie ist für den 13. November vorgesehen. Dann sind die Mitglieder der Senioren Union Bautzen und interessierte Gäste mit Dom-Kantor Michael Vetter verabredet. Er möchte gemeinsam mit uns in die vielfältige Orgellandschaft im Dom St. Petri Bautzen eintauchen und uns die Königin der Musikinstrumente näher bringen.

Wir sehen uns!